„Leute, kauft Träume!“, rief der Verkäufer auf dem Weihnachtsmarkt und wickelte sie in bunte Seidentücher. Ich trat näher. „Die einfachen Träume kosten drei Euro, für die langen schönen Träume muss man natürlich mehr ausgeben“, sagte er. Ich kaufte mir einen Traum, der duftete nach Schokolade und Pfefferminz. Das grünweiße Seidentuch legte ich unters Kopfkissen und mich erwartungsvoll ins Bett. Würde ich von Zärtlichkeit und Pfefferminzküssen träumen? Ich schloss die Augen. Wie sollte er sein, der schöne Traum? Ganz selten hatte ich einen, der mich noch am Tag vergnügt gemacht hatte. Einmal im Jahr war das vielleicht vorgekommen. Die normalen Träume waren beim Aufwachen verblasst, ohne dass ich mich an sie erinnerte. Wie würde der gekaufte Traum sein? Ich konnte vor lauter Überlegungen und Erwartung nicht einschlafen. Doch dann wachte ich morgens auf, und da wollte sich der Traum gerade davonschleichen. Ich erwischte ihn aber am Hemdzipfel. Und da hatte ich ihn, den Verkäufer mit der guten Geschäftsidee.