Mit Scherenschnitten von Ronny Willersinn
Eine Königin liebte es, Tee zu trinken. Nach einem arbeitsreichen Vormittag und einem hektischen Nachmittag wollte sie Punkt fünf Uhr die Beine hochlegen und ihren Tee genießen. Der Tee musste heiß und aromatisch sein. Dafür wurde das Wasser jeden Tag aus der Quelle geschöpft, die aus dem Felsen in der Nähe des Schlosses sprang. So schimmerte auch der Tee hell und klar in dem hauchdünnen Porzellan und war ein Genuss.
Eines Tages, als die Königin sich gerade so behaglich niedergelassen hatte und zusah, wie der Tee eingeschenkt wurde, dachte sie: „Etwas fehlt noch!“ Ihr fiel ein, es könnte Gebäck sein. Sie bekam das Gewünschte. Von nun an standen täglich neben dem Tee vielerlei Arten an Kuchen und Keksen auf dem Tisch.
Die Königin war zufrieden, bis eines Tages – es war nach einem warmen Frühlingsanfang wieder kalt geworden – sich das Gefühl von Behagen nicht einstellte. „Etwas fehlt noch!“ sagte die Königin und verlangte, man solle Feuer im Kamin machen. Nun war es gemütlich. Draußen sauste der Wind, und Regentropfen schlugen gegen die Scheibe. Die Königin sah in die Flammen und lauschte auf das Knistern und Krachen der Holzscheite.
Die Königin war zufrieden, doch einige Tage später sagte sie zu sich: „Etwas fehlt noch.“ Sie sann darüber nach, was es wohl sein könnte…
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